23.07.2024
Gerne dürfen wir Ihnen heute den Start unserer neuen Beitragsserie verkünden, in der wir Ihnen unterschiedliche Anlagestrategien vorstellen. Heute beleuchten wir, um was es sich bei Momentum-Investing handelt und worauf es dabei ankommt.
Die Kraft bestehender Markttrends zu nutzen ist als sog. Momentum-Strategie bereits in den Finanzmärkten weit verbreitet. Bei dieser dynamischen Methode geht es darum, Aktien oder andere Wertpapiere zu kaufen, die in jüngster Zeit eine starke Leistung gezeigt haben, und diejenigen zu verkaufen, deren Performance nachlässt. Die Idee dahinter ist einfach: Wertpapiere, die aufwärts tendieren, haben eine gute Chance, weiter zu steigen. Der Ansatz basiert auf der Trendfolge und setzt darauf, dass sich einmal etablierte Markttrends fortsetzen. Die Auswahl der Investments erfolgt anhand ihrer Performance in der jüngeren Vergangenheit – die Spitzenreiter werden bevorzugt. Doch das richtige Timing ist entscheidend: Nur wer im richtigen Moment ein – und aussteigt, kann die kurz- bis mittelfristigen Schwankungen zu seinem Vorteil nutzen.
Diese intuitiv eingängige Strategie wurde durch die empirische Forschung von Jegadeesh & Titman (1993) in ihrem wegweisenden Paper „Returns to Buying Winners and Selling Losers: Implications for Stock Market Efficiency“ untermauert und wissenschaftlich fundiert. Ihre Studie zeigte auf, dass Portfolios, die auf Basis von Momentum-Strategien zusammengestellt wurden, signifikant positive Überrenditen erzielen konnten. Diese Erkenntnisse stellten eine direkte Herausforderung an die Effizienzmarkthypothese (Überrenditen können nicht mit öffentlich verfügbaren Informationen erzielt werden) dar, da sie bewiesen, dass historische Preisinformationen tatsächlich nützlich sein können, um zukünftige Renditen vorherzusagen.[1]
Ein zentraler Aspekt der Forschung zeigt, dass die Wirksamkeit der Momentum-Strategie nicht auf höheres systematisches Risiko oder langsame Reaktionszeiten auf allgemeine Marktinformationen zurückzuführen ist. Vielmehr basiert sie darauf, wie gut Investoren Verzögerungen in der Verarbeitung von unternehmensspezifischen Informationen erkennen und nutzen können.[1] Dies beweist, dass Erfolg beim Momentum-Investing durch gründliches Verständnis der Marktdynamiken und nicht durch Zufall erreicht wird.
Die Ergebnisse von Jegadeesh und Titman beleuchten auch die Bedeutung des Timings: Die positiven Effekte des Momentums waren besonders stark in den ersten 3 bis 12 Monaten nach Portfolioformation sichtbar. Jedoch begannen diese Überrenditen nach diesem Zeitraum zu erodieren, was darauf hindeutet, dass der Markt sich letztlich anpasst.[1] Dies erinnert die Anleger daran, dass Momentum-Strategien zwar profitabel sein können, aber auch eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung der eigenen Positionen erfordern, um von kurz- bis mittelfristigen Markttrends zu profitieren.
Insgesamt bietet das Momentum-Investing eine faszinierende Perspektive auf die Finanzmärkte, indem es die Vorstellung, dass Märkte unmittelbar und vollständig effizient sind, in Frage stellt. Die Arbeit von Jegadeesh & Titman zeigt, dass durch sorgfältige Analyse und strategisches Handeln, basierend auf der Beobachtung vergangener Performance abnormale Renditen möglich sind. Doch wie bei jeder Investitionsstrategie ist es entscheidend, das richtige Gleichgewicht zwischen Risiko und Rendite zu finden und die eigene Strategie regelmässig zu hinterfragen und anzupassen.
[1]Jegadeesh, N. & Titman, S. (1993). Returns to Buying Winners and Selling Losers: Implications for Stock Market Efficiency. The Journal of Finance, 48(1), 65-91.